Sterben auf Mallorca – sicher kein lustiges und alltägliches Thema und wahrscheinlich nicht unbedingt das, was du hier auf Mallorca Talks erwarten würdest. Aber ich musste mich mit diesem Thema leider in den letzten Wochen intensiv beschäftigen und es ist Teil des Lebens. Also teile ich hier und heute meine Erfahrungen mit dem Sterben auf Mallorca.
Sterben auf Mallorca
Ich möchte hier versuchen ein paar wichtige Fragen über Sterben auf Mallorca hier zu beantworten. Ich erhebe hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich werde aber berichten, was ich persönlich erlebt und erfahren habe.
Was ist passiert?
Ein Freund von mir ist Ende November verstorben. Seine Familie lebt in Deutschland und so musste seine Freundin sich um alles kümmern. Ich habe sie so gut ich konnte dabei unterstützt und viel dabei gelernt. Bis zu seinem Tod hatte ich beispielsweise noch nie mit Hospizen zu tun. Auch mit der Frage, wo und ob man auf Mallorca seine Asche verstreuen darf, habe ich mich nie befasst. Warum auch.
Hospize auf Mallorca
Mein Freund war die letzten drei Tage seines Lebens im Hospiz Juan March bei Bunyola. Das Krankenhaus selbst ist sehr alt. Erbaut wurde es 1920 als Klinik für Atemwegserkrankungen. Die Familie March hat dieses Krankenhaus später dann „gespendet“. 2012 wäre es beinah schon geschlossen worden und ehrlich gesagt ist es auch nicht besonders schön. Aber – wie wichtig ist es, wenn du im Sterben liegst, dass das Hospiz besonders „schön“ ist?! Meinem sterbenden Freund war es herzlich egal.
Juan March ist etwas abgelegen, bietet aber super viele kostenlose Parkplätze. Man kann auch mit dem Bus L302 bis zum Krankenhaus fahren.
Ich habe Elfie (meinen Hund) ein paar Mal mitgenommen unter anderem auch, weil es rund um das Krankenhaus tolle kleine Wanderwege durch die Wälder gibt. Der Ausblick ist ins Tramuntana Gebirge ist fantastisch.
Neben Juan March gibt es noch ein zweites Krankenhaus mit Hospizeinrichtungen: Das Krankenhaus Hospital General in Palma. Die Einweisung in diese Hospize erfolgt normalerweise über den Hausarzt. In einem Artikel der Mallorca Zeitung habe ich gelesen, dass es sich bei dem Hospital General um das letzte mittelalterliche Hospital Spaniens handelt, dass noch in Betrieb ist.
Zuhause sterben?
Das die Menschen zuhause sterben, kommt auf Mallorca eher selten vor (hat man mir erzählt). Mit der ambulanten palliativ Betreuung haben wir leider auch keine sehr guten Erfahrungen gemacht. Organisatorisch war das eine Vollkatastrophe. Mein Eindruck war die Insulaner sterben lieber im Hospiz.
Die Mallorquiner sind was solche Dinge angeht sehr abergläubisch und möchten es vermeiden „tote Seelen“ in ihren Häusern zu haben. Allerdings gibt es in den Hospizen Sessel und Betten in jedem Zimmer, so dass die Angehörigen bis zum Schluss beim Sterbenden bleiben können.
Sterben auf Mallorca – mit Hilfe
Fast jede Gemeinde auf Mallorca hat ein Bestattungsinstitute (Serveis Funerarïs), die grundsätzlich rund um die Uhr erreichbar sind. Die ingesamt 14 Institute sind nicht privatisiert, sondern gehören den Gemeinden. Deshalb sind die Kosten für den Bestatter im Prinzip überall gleich. Sämtliche Formalitäten werden auf Wunsch von den Instituten erledigt. Totenschein, Bescheinigungen etc.
Mein Tipp: Wenn es sich abzeichnet, dass jemand bald versterben wird, nimm Kontakt mit dem Bestatter auf und lass dir alles erklären, bevor der Tag x kommt. Erstens kennt ihr euch dann schon, zweitens weißt du besser was passiert und was du alles tun musst!
Da auf Mallorca die Regel lautet „Alles muss so schnell wie möglich unter die Erde“ hat man nicht viel Zeit um alles zu regeln. In dem Moment in dem der Mensch verstorben ist, wird er oder sie auch schon abgeholt. Auf Grund der Temperaturen lässt man sich damit in Deutschland durchaus mehr Zeit.
Einäschern oder Beerdigen?
Mein Freund wurde eingeäschert – und jetzt kommt der Clou: In Spanien gilt die Asche, nicht als menschliche Überreste, deshalb durften wir seine Asche abholen und auf dem Grundstück verteilen. Man darf sie auch zuhause hinstellen oder es hätte auch die Möglichkeit gegeben eine spezielle Urne aus Salz oder Muschelkalk zu kaufen, um ihn dann im Meer zu versenken. Diese Urnen lösen sich dann binnen 24 Stunden auf.
Was nicht erlaubt ist, ist eine Metallurne im Meer zu versenken. Die Urnen sind mit Seriennummern versehen und können rückverfolgt werden. Deshalb: Urnen nirgendwo rumstehen lassen! Sie werden euch finden.
Wer die Asche in Deutschland verstreuen lassen möchte, oder in Deutschland beerdigt werden soll, muss mehr Geld in die Hand nehmen und eine Menge Papierkram erledigen. Für das recht komplizierte Prozedere bekommst du wieder Hilfestellung von den Beerdigungsinstituten. Kostenpunkt um die 4000€.
Die Kosten für eine Einäscherung auf der Insel (in Palma oder Inca) betragen um die 3000€. Mallorquiner finden es übrigens äußerst seltsam, dass so viele Deutsche sich einäschern lassen. Üblicher sind bei den Einheimischen Bestattungen in der Erde oder die auf Mallorca sehr häufig genutzte Beisetzungen in der Wand. Diese Art der Beerdigung kostet im Schnitt um die 5000€, hat mir der Bestatter gesagt.
Eine Trauerfeier so wie in Deutschland ist eher unüblich.
Wir haben selbst auf der Finca eine kleine Zeremonie organisiert. Inklusive eines kleinen Leichenschmaues so wie wir das aus Deutschland kennen. Gemeinsam essen und trinken und über den Verstorbenen reden oder auch lachen. Das kennen wir. Die Mallorquiner finden auch das eher komisch. Hier geht man nach den eher einfachen Beerdigungen nach Hause und das Thema ist vorbei. Allerdings gibt es bei den Mallorquinern vor der Einäscherung immer die Möglichkeit sich ausgiebig von dem Verstorbenen zu verabschieden.
Mein Tipp: Gerade das Berühren der verstorbenen Person hilft dabei, den neuen „Ist-Zustand“ zu akzeptieren und seinen Frieden damit zu schließen. Abschied nehmen ist wichtig.
Ich kann nach meiner Erfahrung nur sagen: Vorbereitung ist alles (auch wenn sich das etwas pietätlos anhört). Wir wussten welche Papiere wir brauchen für die Einäscherung etc.. Das war gut, denn gerade wenn die Angehörigen weiter weg sind, ist das organisieren von Papieren häufig nicht ganz einfach. Und wenn man dann nicht schnell genug ist, dann liegt der Verstorbene schnell auf einem Friedhof, auf dem er oder sie gar nicht sein wollte.
Hast du Erfahrungen mit dem Sterben auf Mallorca gemacht, die du hier teilen kannst und möchtest. Vielleicht auch um anderen zu helfen … Ärger zu ersparen etc.
Berichte gerne über deine Erfahrungen unten in den Kommentaren!
PS: Dieser Artikel ist meinem Freund Winfried gewidmet. Du fehlst.
PPS: Ich nutze hier mal die Gelegenheit um allen die es angehen könnte mitzuteilen, dass ich auf Mallorca verbrannt und in einer dieser wunderschönen weißen Salz-Urnen dem Meer übergeben werden will! Wenn es dann soweit ist ;-)
Liebe Barbara, zuerst einmal möchte ich Dir meine tiefes Mitgefühl aussprechen für den Verlust Deines Freundes Winfred.
Das Du über Deine Erfahrungen einen Bericht verfasst hast, finde ich ganz hervorragend. Unter dem Motto : Nimm das Leben nicht so ernst, Du kommst hier eh nicht lebend raus.:-)
Das Thema Tod sollte aus der Tabuecke heraus geholt werden. Ich kann auch jedem nur raten, sich im Vorfeld zu überlegen, was man möchte etc. Egal wo man lebt auf dieser Erde. In Deutschland gibt es zb. einen tollen Ratgeber bei der Verbraucherberatung. Übrigens sind die Friedhöfe auf Mallorca wunderschön, das hat schon was,einen Orangenbaum mitten auf einem „Cementiri“ zu sehen. :-)
Danke Bettina. <3
Wie immer sind deine Beiträge super wertvoll und geben dem Thema noch eine leichtere Note!
Hallo, ich bin begeistert von Deinem Beitrag.
Vor 3 Jahren kam ich auf die Insel und wollte mich in der Hospizarbeit angagieren.
Über die evangelische Pfarrerin musste ich erfahren, dass die deutschen zum Sterben eher zurück nach Deutschland fliegen und es hier keine Einrichtung diesbezüglich gibt.
Ich schnupperte ein Jahr als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der ehemals deutsche Pflegeeinrichtung Es Castellot umher, aber auch da war „Sterbebegleitung“ von der Leitungsebene nicht erwünscht.
Als Krankenschwester habe ich eine zusätzliche ethisch-religiöse Ausbildung zur Sterbebegleitung absolviert und würde gerne in diesem Bereich auf der Insel tätig sein.
Also wenn ein Netzwerk dafür aufgebaut werden soll, ich helfe gerne mit.
Herzlichst Annett
Hallo Annett,
ist schon unglaublich, oder? Das Thema wird auf Mallorca gefühlt zumindest total stiefmütterlich behandelt. Als ob es nicht so wichtig wäre…..
Hallo Annett, ich suche dringend jemanden für die Sterbebegleitung meines Mannes. Sein Wunsch ist in unserem Haus auf Mallorca zu sterben. Da es nun ansteht, bitte ich Dich mit mir Kontakt aufzu nehmen, falls Du helfen kannst. Tel. 0171 8 33 66 66.
Danke für Rückmeldung Sibylle
Liebe Barbara,mein aufrichtiges Mitgefühl für den Verlust seines Freundes.Danke für diesen wunderbaren Artikel.Ich bin Krankenschwester,habe vor ein paar Jahren eine Seelsorgeausbildung gemacht.Hatte vor langer Zeit ein traumatisches Erlebnis.Ich persönlich finde es wichtig sich mit dem Thema Tod auseinander zusetzen.Wie wichtig ist es Freunde,Angehörige,Partner zu Seite zu stehen in einer sehr emotionalen,sensiblen Zeit.Ich wohne noch nicht so lange auf Mallorca aber würde mich gern einer Gruppe anschließen die Seelsorge,Trauerarbeit und Betroffene unterstützt.Herzlichen Grüße Anette
Guten Tag Annette, wenn Du auf Mallorca wohnst kannst Du mir vielleicht helfen. Mein Mann ist an Krebs erkrankt und wird sterben. Er möchte unbedingt auf Mallorca in unserem Haus sein. Momentan sind wir noch in D und ich will sicher sein, bevor ich den Flug antrete, dass ich professionelle Hilfe auch auf Mallorca in Deutscher Sprache bekommen kann. Ein möglichst gutes, schmerzfreies Abschiednehmen ist mir für meinen Mann absolut wichtig. Und wenn das auf Mallorca nicht gegeben ist, bleiben wir lieber hier. Auch wenn das für ihn eine große Enttäuschung wäre. Kannst Du Dich bitte bei mir melden ?
Danke bis hoffentlich bald Sibylle
Ich habe die Telefonnummer entfernt – sie aber an Annett weitergeleitet!
Alles Gute für dich und deinen Mann auf diesem harten Weg.
Liebe Barbara,
Ein sehr nützlicher Artikel. Ich habe eine ähnliche Erfahrung erlebt. Mein argentinischer Freund ist vor 14 Jahren an einem Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorben, es ging sehr schnell, er konnte Zuhause sterben. Er hätte aber auch im öffentlichen Krankenhaus in Son Llatzer bleiben können, rausgeworfen hätten sie ihn nicht. Von dort aus haben sie ihn großzügig mit Morphium versorgt (Pflaster). Arge Probleme hatte ich, weil er eingeäschert werden wollte und da wir nicht verheiratet waren, ich keinerlei Befugnis hatte. Ich musste erst die Einwilligung seiner Mutter in Argentinien besorgten, was gedauert hat, zumal er keinen sehr engen Kontakt zu seiner Familie hatte. Ich hatte große Furcht, für die Kosten, für die Zeit – ca. 2 Wochen – in der er im „Tanatori“ (Krematorium) in Marratxi lag, aufkommen zu müssen, was aber nicht der Fall war, ich musste nur einen geringen Betrag bezahlen, wahrscheinlich hatten sie Mitleid mit mir, anders kann ich es mir im Nachhinein nicht erklären. Seine Asche konnte ich auch auf der Finca verstreuen, später bin ich dann aber weggezogen, keine schönen Erinnerungen. Insgesamt erinnere ich mich, dass wir sehr freundlich und zuvorkommend behandelt wurden, wär auch schlimm, wenn das nicht so gewesen wäre. War ja schon alles schlimm genug. Dein Tipp, sich im Ernstfall im Voraus zu kümmern (Begräbnis oder Einäscherung) ist sehr wertvoll und der Rest des Artikels auch.
Herzlichen Dank und Euch allen viel Kraft bei der Verarbeitung.
Ich bin gerade mit meinem Vater in der Akutsituation und würde gerne wissen, ob es denn möglich ist ein Platz in einem Hospiz zu benommen, wenn diese so begehrt sind und vor allem möchte ich das finanzieren mal ansprechen. Was kostet ein Hospiz, wenn man es selber zahlen muss und sind die Menschen dort schmerzfrei aufgehoben?
Viele Fragen und mir eilt es ….
Danke für Eure Mühe ….und Antworten
Ein Freund von mir auch wurde auch auf Mallorca eingeäschert. Es ist richtig, dass Feuerbestattung für Mallorquiner seltsam ist. Die Feuerbestattung und Trauerfeier sind aber sehr gut gegangen.
Sehr guter Artikel und sehr hilfreich , mit schönen einfühlsamen Worten geschrieben ! Danke
Hallo Brigitta,
danke für deine lieben Worte. Ich freue mich, dass der Artikel hilfreich war!
Leider bedeutet das meistens auch, dass du dich gerade mit dem Thema befassen musst. Ich wünsche dir deshalb für die bevorstehende Zeit viel Kraft!
Alles Gute
Barbara
Danke, dass Sie diesen Blog über Ihre Erfahrungen mit dem Tod mit uns teilen. Meine Tante ist gerade verstorben, und sie war jemand, der meiner Familie sehr nahe stand. Die Planung für die Beerdigung wird schwierig sein, aber ich hoffe, dass wir sie zu einer bedeutsamen Erfahrung machen können und dass wir die Hilfe bekommen, die wir brauchen, um sie durchzuführen.