Erst kürzlich habe ich einen Artikel über den Künstler Gustavo für das Online-Magazin Mallorca-One geschrieben. Heute ist er – danke meiner zauberhaften Gastautorin Bettina Neumann – auch in meinem Blog vertreten. Ein – nein – zwei echte Schätze Mallorcas gibt es in Cala Ratjada zu bewundern. Danke Bettina für diesen interessanten, kunstvollen und farbenfrohen Artikel.
Von Bettina Neumann
Zwei spanische Künstler in Cala Ratjada:
Die Open-Air- Ausstellung „Wo die Wellen brechen“ von Joan Bennàsser und Fliesenwandbilder von Gustavo
Wer die Meerespromenade von Cala Ratjada entlang spaziert, den begrüßen seit neustem elf große steinerne Frauen: Skulpturen von fülligen und weiblichen Schönheiten, dort aufgestellt, wo sich die Wellen brechen.
Ihr Erschaffer, Joan Bennàssar, ist einer der herausragenden zeitgenössischen spanischen Künstler, dessen Werke in bedeutenden Museen stehen und der in den besten spanischen Galerien ausgestellt hat. Bennàssar lebt und arbeitet zurückgezogen in der Nähe von Pollença in den Bergen der Tramuntana. Während sich in seiner Malerei Abstraktion mit Gegenständlichkeit abwechselt, sind seine Plastiken mächtige und dreidimensionale Figuren. Aus Lehm, Zement und Stein schafft er eine mythische, magische und archaische anmutende Frauen – wollüstig schöne Wesen, die an Jungfrauen, Nymphen und Mütter erinnern.
Im Abstand von jeweils ca. 100 Metern stehen sie mit fülligen Brüsten und runden Bäuchen auf mächtigen Steinsockeln vor der Kulisse des blauen glitzernden Meeres. Als wollen sie die schöne Promenade mit ihren angesagten Cafés und Restaurants vor den Wellen schützen. Noch bis zum Saisonende, genauer gesagt bis zum 18. Oktober, halten sie hier die Stellung und schauen den Flanierenden mit ihren runden Gesichtern mal ernst mal freundlich an.
Fliesenkunst im Hafen von Cala Ratjada
Die Frauen von Bennàssar sind nicht die einzigen Kunstwerke an der Hafenpromenade. Es gibt noch einen weiteren genialen Blickfang: Bereits im letzten Jahr gestaltete der nicht minder bekannte Künstlers Gustavo an der Kaimauer von Cala Ratjada ein 4 x 16 Meter großes Fliesenwandbild, das größte der Balearen. Der Festlandspanier hat lange in Berlin gelebt, wo er bis heute überaus bekannt ist. Sein Atelier Son Turó zwischen Capdepera und Cala Ratjada zieht Kunstfreunde aus aller Welt an. Nun ist ein zweites, ebenso großes und farbenprächtiges, aber mit noch mehr Details und Motiven des Meeres versehenes Wandbild am Hafen in Arbeit. Es ist ein Geschenk von Gustavo an die Gemeinde, das er mit privaten Sponsoren finanziert hat. Wenn es bald – Anfang Mai – fertig ist, spielen die Skulpturen seines Kollegen gegen die schönsten Farben der 1.700 Kacheln und das Blau der Wellen an.
Kunst und Kultur ergänzen Sonne und Strand
„Mit dieser Kunstinitiative versuchen wir, das Image von Cala Ratjada wieder aufzuwerten“, erklärt Pere Cortada als Kulturbeauftragte der Gemeinde. Gemeinsam mit Gustavo (von dem die Initiative ausging) und anderen Künstlern möchte der Kulturverantwortliche dafür sorgen, dass im Nordosten Mallorcas nicht nur Sonne und Strand, sondern auch Kunst und Kultur gefragt sind. Dazu zählen regelmäßige Ausstellungen im Kulturzentrum Cap Vermell, wobei darunter mindestens einmal im Jahr ein überregional bekannter Künstler seine Werke zeigt. Eine wichtige Initiative, denn war der hübsche Fischerort mit dem pittoresken Hafen und dem langen Pinien-gesäumten Naturstrand Cala Agulla einst ein ruhiges Urlaubsziel, was besonders Familien anlockte, so hat sich der beliebte Ferienort in den letzten Jahren durch Billigangebote an ein sehr junges Publikum (leider) den Ruf eines zweiten Ballermanns erworben. Etwas, was sich jetzt aber glücklicherweise wieder zu ändern scheint.
Am Paseo Marítimo ist jedenfalls schon wieder Stil eingezogen. Wer hier entlang flaniert, fühlt sich fast ein bisschen an Nizza erinnert, nur das dieser mallorquinische Küstenstreifen noch viel schöner und unberührter ist.
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