Es ist einer der ruhigsten Orte auf Mallorca. Die totale Abgeschiedenheit. Gibt es sowas überhaupt noch auf der beliebsten Ferieninsel der Deutschen?! Ja!
Mein Lieblingsort der Stille: Ermita de Trinitat
Ich sitze an dem Steintisch unter den dicken Bäumen und genieße die Stille. Genauso soll es sein – schließlich sitze ich vor der Ermita de Trinitat in der Nähe von Valldemossa. Sie gehört zu den ehemaligen Ländereien des Erzherzogs Ludwig Salvator von Habsburg-Lothringen – dem wohl berühmtesten Mallorca-Liebhaber des letzten Jahrhunderts.

Bei Wikipedia steht über ihn: „Der Erzherzog hatte auf Mallorca im Laufe von 30 Jahren sukzessive einen ganzen Küstenstrich, 16 Kilometer lang und bis zu 10 Kilometer tief, zwischen den Orten Valldemossa und Deià erworben. Auf diesem Gelände durfte kein Baum gefällt, kein Haus errichtet werden, und alle Tiere, die nicht zu Nahrungszwecken gehalten wurden, konnten hier bis zu ihrem natürlichen Tode ein ungestörtes Leben genießen.“
Das ab 1648 erbaute kleine Kloster „Ermita de Trinitat“, das bis heute von Mönchen bewohnt wird, sieht vermutlich heute noch genauso aus wie damals, als Sisi – die berühmte Kaiserin – bei Ludwig (oder besser Louis) Salvator zu Besuch war. Die Männer, die hier leben, haben sich einem Leben in Armut für Gott und in Stille verschrieben. Sie leben größtenteils von dem, was sie selbst anbauen und durch ihren kleinen Shop einnehmen.

Der Weg zur Ermita de Trinitat
Der Weg hier herauf ist nicht für Massentourismus gedacht und auch für die meisten Autos bzw. Autofahrer nicht zu empfehlen! Die Straße ist nämlich so schmal, dass geschätzte 50% der Fahrer eines Mietwagens eine mittelschwere Panikattacke bekommen und den Wagen dann in einer „Haltebucht“ abstellen. Das führt dann dazu, dass NIEMAND mehr durch die Straße kommt, denn WENN sich dort doch mal zwei Autos begegnen, muss einer rückwärts fahren bis zur nächsten „Haltebucht“. Ja, und wenn die dann von einem depperten Touri (pardon, aber die Mietwagen-Aufkleber deuten darauf hin, dass es sich hier nur sehr selten um depperte Einheimische handelt … wobei es die auch durchaus gibt!!!!) zugeparkt wurde, dann wird´s schwierig.

Das kleine Kloster hat eine winzige, stickige Kapelle, dafür aber einen atemberaubenden Ausblick über die Steilküste. Die (beiden?) Herren leben von dem Verkauf von Marienbildchen, Rosenkränzen und anderen Reliquien, wirken aber trotzdem oftmals überrascht, wenn jemand klingelt und tatsächlich etwas kaufen will. Und sie schlagen vermutlich jedes Wochenende die Hände überm Kopf zusammen, wenn die mallorquinischen Großfamilien einfallen und ihren winzigen Parkplatz für Picknick und Kinderbespaßung nutzen. (Kleiner Tipp – es gibt hier eine Toilette, aber selten Klopapier. Besser mitbringen!)
Am Kloster und dann?
Von hier kann man außerdem eine sehr schön, relativ einfache Wanderung machen. Ich bin diese Rundtour mit der Tiertrainerin und Hundepensionsleiterin Birgit Wahle gelaufen. Auf der ca. 1,5 stündigen Mini-Wanderung erzählte sie mir von ihrem Leben und ihrem Weg nach Mallorca. Ihr Hund Yuma begleitet uns. (Ja – eine hundefreundliche Route!!!!)

Der Rundweg um die Ermita de Trinitat:
Das Tor am hinteren Ende des Parkplatzes ist heute nicht versperrt. Sollte dem einmal so sein, einfach durch die Zaunlücke links schlüpfen. Du stehst dann an einer Weggabelung und musst dich entscheiden – wie du die Tour läufst, ist aber eigentlich egal. Wir laufen rechts leicht bergauf. Dort sehen wir sehr bald schon eine Sitzgruppe. Nur dank Yuma fällt uns die verschlossene Höhle auf, die die Mönche früher wohl zur Lagerung von kühlungsbedürftigen Dinge genutzt haben.

Wir steigen weiter auf und kommen an mehreren Köhlerplätzen vorbei. Es geht immer leicht auf und ab durch einen steinigen Wald. Zwischendurch tut sich der Blick zur Halbinsel Sa Foradada und zur Talaia de Son Galceran auf.
Wir finden die verfallenen Mauern der ehemaligen Einsiedlerei „Ses Ermites Velles“, laufen an dem großen Wasserbecken vorbei. Die Höhle „Cova Busquera“ soll – laut Wanderführer – rechts dahinter liegen … wir finden sie heute nicht. Hund Yuma hat einfach nicht verstanden, was der Suchauftrag war. ;-)

Wir folgen den roten Pfeilen an den Felsen. Es geht weiter vorbei an Mauerresten, einem Kalkofen und einem großen ummauerten Platz mitten im Wald. Wir können es gar nicht fassen, was die Menschen vor hunderten von Jahren mitten ins Gebirge gebaut haben.
Die Freitreppe des Mirador des Tudons, den wir auch dem österreichischen Ludwig (hier auf Mallorca besser bekannt als Louis) Salvator zu verdanken haben. Von diesem wunderschönen und irgendwie originellen Aussichtsplatz genoss der meist berittene Erzherzog mit Vorliebe den Blick auf sein Anwesen Miramar. Da es heute sehr diesig ist, wirkt die Halbinsel Sa Foradada etwas unspektakulär, wenngleich wir alle wissen: Bei wolkenlosem Himmel muss dieser Ausblick der Knaller sein.

Es geht weiter bergab. Hier gibt es viele Abzweigungen, und wir können die Küstenstraße hören. Wir entscheiden uns immer für den „Hauptweg“, orientieren uns an roten Punkten und halten uns möglichst links und bergauf.
Irgendwann wird der Weg breiter. Als er wieder schmäler wird, sind wir auch schon fast an unserem Ausgangspunkt, dem Picknickplatz an der Ermita de Trinitat, angekommen. (Hier findest du unseren genauen Weg mit GPS Daten von Koomot.)

Das freundliche deutsche Paar, das sich für den umgekehrten Weg entschieden hat, ist ungefähr zeitgleich mit uns wieder am Auto.
Fazit:
Eine Tour, die auch für mittelmäßig trainierte Wanderer gut geeignet ist. Gutes Schuhwerk und Wanderstöcke sind trotzdem empfehlenswert. Auch ein gut gepackter Rucksack sollte bei einer kurzen Tour wie dieser dabei sein!
Wer besser trainiert ist und sich nicht scheut, die Runde um 20 Minuten zu verlängern, parkt am Restaurant „Can Costa“ und läuft die kleine enge Straße rauf. Gerade am Wochenende würde ich das DRINGEND empfehlen!!! Wer das nicht möchte, sollte wissen:
- von Valldemossa kommend ist die steile Einfahrt zur „Ermita“ zwar ausgeschildert (auf die Mauer geschrieben), aber schwierig zu fahren. Es empfiehlt sich, kurz am Can Costa zu drehen.
- der Fahrer muss sich darüber im Klaren sein: Wenn ich einmal losfahre, gibt es kein Zurück! Bzw. wenn mir jemand entgegen kommt, muss ich zum Teil mehrere Hundert Meter rückwärts fahren.
- tiefer gelegte Fahrzeuge haben auf dem Parkplatz an der Ermita genauso wenig Freude wie sehr breite Autos.
- am Wochenende ist der Parkplatz oben fast immer komplett voll.
- Aussenspiegel einklappen ist keine Schande ;-)
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