Cala Rajada feiert Gustavos 80. Geburtstag mit einer Ausstellung:
80 Jahre Gustavo –
Ein verzweifelt glückliches Leben
Seit Jahren schreibe ich über den Künstler Gustavo, bin mit seiner Tochter Bettina befreundet, die auch schon Gastartikel für Mallorca-Talks.com geschrieben hat. Doch erst zu seinem 80. Geburtstag habe ich es endlich geschafft ihn einmal persönlich zu treffen.
Wir sitzen in dem traditionell mallorquinen Bar C´an Joan de S´Aigo. Passenderweise eines der ältesten Lokale der Insel mit einer spürbaren Geschichte, die bis 1700 reicht. Hier an diesem ehrfürchtigen Ort passt Gustavo mit seinen spannenden Geschichten aus seinem Leben super gut hin.
Wenn Gustavo Peñalver Vico – wie er mit vollem Namen heißt – ins Erzählen kommt von den Menschen, die er kennt, den Orten an denen er war und wie sehr er Berlin liebt, dann vergißt er die Zeit. Gustavo erzählt ohne Punkt und Komma von Begegnungen mit der Stasi in Ostberlin, Abendessen mit CIA-Chefs, Botschaftern, Schauspielern, Sänger und anderen Künstlern. Seine Geschichten erzählen aber auch von gefährlichen Situationen in New York, die ihm zwar viel Inspiration für neue Bilder, aber auch beinah das Leben gekostet haben.
So wie der Künstler selbst sind auch seine Bilder. Sie erzählen Geschichte. Oft sind sie kritisch, auf jeden Fall immer bunt! Der heute 80-jährige Mann mit den langen grau-weißen Haaren und der runden Brille ist ein Ausnahmekünstler und ein sehr besonderer Mensch. Geboren mit Händen, die andere vielleicht vom Malen abgehalten hätten, ist er zu einem der bekanntesten spanischen Künstler seiner Zeit geworden.
Seine Frau Regine denkt manchmal er hat Besuch, weil er mit seinen Figuren redet. „Dann sage ich: Willst du wirklich mit diesen Schuhen auf die Straße gehen? Nein. Natürlich nicht – dann male ich ihm ein anderes Paar.“ erzählt der 1939 geborene Spanier, der sich im Herzen deutlich mehr als Berliner fühlt.
„Ich weiß auch nicht. Ich liebe grau. Das kalte Wetter in Berlin ist toll. Ich liebe es. Ich bin viel mehr ein Berliner als es Kennedy jemals war.“
Gustavos verzweifelt glückliches Leben
Mit 6 Jahren zog seine Mutter mit ihm nach Mallorca. Trotzdem wurde er mit der Insel erst nicht warm. „Mein Mallorquin klang mit 12 Jahren immer noch furchtbar.“ sagt er lachend. Als er 1971 zum ersten Mal in Berlin war, hat es ihn gleich erwischt. Doch erst 1976 als es für ihn als systemkritischen Künstler zu gefährlich wurde, zog er nach Berlin um. „20 Jahre bin ich dort geblieben. Und ich habe es geliebt. Es war meine schönste Zeit. Ich glaube, ich kenne Berlin besser als die meisten.“ sagt er und seine junggebliebenen Augen leuchten noch ein bisschen mehr.
8 bis 10 Stunden pro Tag malt Gustavo. Warum er mit 80 noch so hart arbeitet, frage ich ihn. „Weil mir nicht mehr viel Zeit bleibt. Ich muss das Beste aus der Zeit machen, die ich auf dieser Erde noch habe. So viele Freunde habe ich gehen sehen.“ Er blickt ernst. „Ich muss noch mehr für mein Vermächtnis für die Welt schaffen.“ antwortet er wie aus der Pistole geschossen.
Aus Deutschland ist er zurück gekommen, weil er das Gefühl hatte, in Deutschland alles erreicht zu haben. „Es gab für mich dort nichts mehr zu tun.“ sagt er und Pere Cortada, der Gemeindereferent aus Capdepera freut sich. „Seine Kunst ist total unverwechselbar. Wenn man ein Gemälde sieht, weiß man sofor ob es von Gustavo ist oder nicht.“ fügt Cortada hinzu und man merkt, dass man in der Gemeinde stolz ist so eine Figur der Zeitgeschichte wohnen zu haben. Gustavo ist großzügig, macht aus der Gemeinde ein international anerkanntes Zentrum für Kunst. Er schenkt Cala Rajada gleich mehrere großartige Kunstwerke und steht elegant darüber, dass das Groh der Touristen vermutlich keinen Sinn für seine Kunst hat.
„Ich denke darüber keine Sekunde nach. Ich habe Wichtigeres zu tun.“
sagt er lächelnd und greift zum Stift um ein schnelles Bild als Widmung in den Katalog zu machen.
Gustavo ist mit 80 immer noch so kreativ wie eh und je
Die Ideen sprudeln nur so aus ihm heraus. Sie hören niemals auf. Die Farben auch. Obwohl er eigentlich das Gefühl hat, er fühlt sich zurück gezogen und eingehüllt am wohlsten. „So wie in der Gebärmutter. Nur male ich die jeden Tag aufs Neue bunt an.“ erklärt er, haut leicht auf den Tisch und wirft sein langes Haar ein bisschen zurück.
Aktuell träumt der 80 jährige von einem großen Gustavo Museum. Doch die Genehmigungen dafür verzögern sich. „Es wäre sicher ein attraktives Ziel in der Gemeinde“, sagt der Kunstbeauftragte …. „wir hoffen, dass es klappt.“ Bis dahin können Fans und Interessierte 10 Gustavo Skulpturen auf der Promenade in Cala Rajada und natürlich die großen Kachelbilder an der Kaimauer bewundern. Auch die Ausstellung im Centre Cap Vermell ist bis November geöffnet. Es werden dort unter anderem auch private Zeichnungen von Gustavo an seine Frau Regine ausgestellt.
Öffnungszeiten Centre Cap Vermell
Die Ausstellung zu Gustavos 80. ist täglich zwischen 10.30 Uhr und 13 Uhr und 18 bis 20 Uhr geöffnet. Samstags und an Feiertagen nur von 11 bis 13 Uhr!
PS: Herzlichen Dank an www.artgustavo.com, dass ich die Bilder benutzen durfte!
Seit dem 01.5 bin ich im Ort und kann es kaum erfahren noch mehr über dieses Fischerdorf zu erfahren :)