Blokart – ein geniales Segelvergnügen an Land
Das geht auch im Winter und dabei wird man nicht einmal nass: Der vierfache Blokart-Weltmeister Santi Oliver zeigt, wie man über Land segeln kann
Von Bettina Neumann
Der Ort liegt mitten in der Pampa, ein weites Feld am kleinen Flughafen für Ultraleichtflugzeuge von Binissalem, mit traumhaftem Blick auf die Bergkette der Tramuntana. Hier hat der „Balearische Blokart Verband“ (Associació Balear de Blokart) ihren Sitz. Ihr Vorsitzender: Santi Oliver, vierfacher Weltmeister, ein echtes Original und cooler Typ mit Kopftuch und spitz zulaufendem, langen grau-weißem Bart.
Spielend Segeln lernen, aber an Land
Zum Glück ist die Wegbeschreibung im Internet sehr gut, schnell sieht man dir Blokart-Flagge im Wind flattern – das ist gut so, denn Wind ist Voraussetzung für diese kurzweilige Sportart.
Nach einer herzlichen Begrüßung gibt es eine kleine Einführung vom Blokart-Meister persönlich. Die dreirädrigen Wagen mit ihren bunten Segeln stehen schon bereit, wir steigen ein und los geht es: Beinahe liegt man, sehr bequem, in dem dreirädrigen Wagen, den Sitzgurt locker umgeschnallt und ein Helm auf dem Kopf. Das ist vertrauenswürdig, – man weiß ja nicht, was kommt – , doch Blokart fahren ist weder schwer noch gefährlich. Das Segel ist der Motor, die linke Hand hält locker das Lenkrad, die rechte die Schot, sie ist sozusagen das Gaspedal und der Wind unser Antrieb. Und ab geht die Post.
Schnell hat man die Grundregeln des Segelns gelernt und erkennt, von wo der Wind kommt und wie man „abbremsen“ kann. Umkippen kann man jedenfalls nicht und weil das Gelände so groß ist, kommen einem die anderen Fahrer auch nicht so schnell in die Quere. Zunächst rausche ich an Santis Seite über das große Gelände. Anfänger wie ich sitzen im Zweisitzer – für die Könner gibt es schnittige Einsitzer. Lehrer Santi fährt bei jedem am Anfang mit und wiederholt dabei noch einmal geduldig die Technik. Dabei lässt er mich alleine lenken und das Segel steuern. Bald fahre ich alleine, und es klappt gut.
Die 10, höchstens 15 Stundenkilometer, die wir „blokarten“, kommen mir nahezu rasend schnell vor, ganz besonders beim „Gas geben“, um die Kurve zu nehmen und die Fahrtrichtung zu ändern (was irgendwie konträr zum Autofahren ist). Und klar, je mehr Wind weht, desto schneller geht’s. Nur regnen darf es nicht, dann wird es ungemütlich, ansonsten ist das ein perfektes Vergnügen für Sommer wie Winter.
Ein Sport für die ganze Familie
Das Tolle an Blokart ist, dass es sich für jedes Alter, jedes Können, für Sportliche und Unsportliche gleichermaßen eignet. Ob jung oder alt, kleinere oder größere Kinder, Mädchen oder Jungen, genauso wie Erwachsene, männlich wie weiblich, ja ganze Familien, alle haben hier ihren Spaß. Garantiert ist ein bisschen Adrenalin, und dazu ein leichter bis mittelschwerer Geschwindigkeitsrausch. Blokart auf Mallorca eignet sich sogar für Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderten. Der mallorquinische Verein für Behindertensport „Handisport“ ist oft zu Besuch und hat Santi Oliver für sein Engagement auf diesem Terrain bereits mit einer Auszeichnung bedacht.
Weltrekord: 120 Stundenkilometer
Kaum zu glauben, dass der Weltrekord bei 120 Stundenkilometer liegt. Weltweit werden Rennen gefahren – vor allem dort, wo es lange (einsame) Strände gibt. Auch auf Mallorca werden nationale Wettbewerbe und sogar Weltmeisterschaften ausgetragen. Bei den Wettbewerben zählt als einzige Kategorie das Gewicht des Fahrers.
Blokart fahren ist nichts neues: Die Geschichte dieses Über-Land-Segeln reicht übrigens 4.000 Jahre an den Nil zurück, und bereits im 16. Jahrhundert verteidigte man in Holland auf diese Art seine Küste.
Spaß für kleines Geld: Blokart auf Mallorca
Die Zeit vergeht wie im Flug. Weil Santis 2007 gegründeter Verein keine wirtschaftlichen Zwecke verfolgt, bietet er Mitgliedsbeiträge, Schnupperstunden, Einzel- oder Gruppenunterricht zu sensationell günstigen Preisen an. Geplant sind ein Vereinshaus, so lange es das noch nicht gibt, sitzt man – falls mal Flaute ist oder man ausruhen möchte – auf den Bierbänken vor einem überdachten Wohnwagen und stärkt sich von der Aufregung bei einem mitgebrachten Picknick oder schaut den anderen zu. Flaute herrscht auf Santis Gelände zum Glück so gut wie nie, treffender Weise heißt es hier „Son Vent“ („am Wind“).
Hier rauscht sogar noch eine Brise, wenn auf dem Rest der Insel Windstille angesagt ist. Der „Suchtfaktor“ ist übrigens sehr groß: Wer einmal hier war, kommt immer wieder. Blokarten auf Mallorca: Eine echte Entdeckung!
Nur Anmelden muss man sich vorher und dann sagt Santi Bescheid, ob der Wind mitspielt, aber das tut er, wie bereits gesagt, fast immer.
Infos und Anmeldung unter: http://abb.blokart.org, auf Facebook Associació Balear de Blokart
oder direkt bei Santi Oliver: (+34) 605 76 96 07 (spricht spanisch und englisch).
Autoreninfo:
Bettina Neumann – geboren und aufgewachsen in Berlin – lebt seit 2002 ich als freie Journalistin, Autorin und Übersetzerin aus dem Spanischen und Portugiesischen auf Mallorca und arbeite mit ihrem Stiefvater, dem spanischen, in Deutschland sehr bekannten Künstler GUSTAVO zusammen.
Der Wahnsinn. Jetzt kommentiere ich mal meinen eigenen Blog:
Liebe Bettina,
DANKE für diesen tollen Tipp. Ich habe es heute endlich ausprobiert und es war einfach SPITZE!
Absolut cool. Einfach. Und es hat ja sowas von gefetzt. Wie du ja so schön geschrieben hast: Mit Suchtfaktor!!!
Danke, danke, danke!
Gruß
Barbara
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